Herlinde Koelbl (1939 Lindau / Bodensee) - Idomeni (Idomeni)
Herlinde Koelbl - Idomeni

Idomeni ist ein Dorf in Nordgriechenland in Zentralmakedonien. Der Ort rückte 2016 in den Focus der Weltöffentlichkeit in Verbindung mit dem dortigen Flüchtlingslager. Das Dorf war für diese Menschen zu einem Ort des Elends geworden. Völlig überfüllt, aufgeweicht vom Regen, der beißende Gestank von brennendem Plastik in der Luft, denn die Menschen, die dort strandeten, verbrannten alles, was sie fanden, um ein bisschen Wärme zu erzeugen. Der Name Idomeni wurde zum Synonym für die »Schande Europas«. Der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm sprach von einem »Anschlag auf die Menschlichkeit«.
Weil die Regierungen europäischer Staaten die sogenannte Balkanroute geschlossen hatten, saßen mehr als 10.000 Menschen in Idomeni fest. Am 16. März machte sich ein Teil von ihnen auf in Richtung Nordmazedonien, in der Hoffnung, von dort aus weiter zu kommen in andere europäische Länder. Rund 1500 Schutzsuchende zogen verzweifelt an die Grenze, darunter Familien mit kleinen Kindern und Menschen im Rollstuhl. Bekannt wurde die Aktion als »March of Hope« – doch ihre Hoffnung wurde enttäuscht. Von mazedonischen Sicherheitsleuten wurden die Schutzsuchenden ohne Anhörung brutal zurückverfrachtet nach Griechenland.
Der fortdauernde Krieg in Syrien, die Überlastung der Aufnahmekapazität für Kriegsflüchtlinge in den Nachbarstaaten der Region sowie eine von Menschenschmugglern unterstützte weltweit verstärkte Migration aus politischen und wirtschaftlichen Gründen hat im Jahr 2015 zu einem dramatischen Anstieg des Zustroms von Flüchtlingen und Migranten nach Europa geführt. Die Regierungen in Europa hat dies gleich vor mehrere Herausforderungen gestellt, die bis heute andauern.

Herlinde Koelbl spürt in dieser Zeit den Schicksalen von Flüchtlingen in Deutschland, Griechenland und Italien nach und so entstand 2016 die mit „Idomeni“ betitelte Aufnahme von einer Mutter mit ihrem Kind.  Vor dem Hintergrund der europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte ergänzt durch die Genfer Flüchtlingskonvention, setzt sich die Künstlerin insbesondere mit den konkreten Lebensumständen von Flüchtlingen auseinander.  Im gleichen Jahr dokumentiert die Ausstellung Réfugiés – Un défi majeur Koelbls Reisen und Begegnungen mit Flüchtlingen anhand von Fotografien und Interviews und gibt zahlreiche weiterführende Informationen zur aktuellen rechtlichen und politischen Lage.